Die Abschottung der Wirtschaft führt in den Untergang

Die Abschottung der Wirtschaft führt in den Untergang

Karl-Heinz Paqué kritisiert die große Anzahl von Ökonomen, die der Überzeugung waren, es könne einer Volkswirtschaft durchaus gut tun, auf Dauer abgeschirmt, abgeschottet und unter der Kontrolle des Staats zu stehen. Das war der Kerngedanke der Planwirtschaft im Sozialismus und Kommunismus. Die Planwirtschaft war keine Theorie abgehobener Intellektueller. Sie war die völlig ernst gemeinte Idee, man könne mit einem Höchstmaß von zentraler Rationalität die Wirtschaft vor Störungen schützen und von oben nach unten mit einem vernünftigen System auf einen erfolgreichen Weg bringen. Karl-Heinz Paqué ist völlig anderer Ansicht und schreibt: „Diese Vorstellung wurde zu einem der folgenschwersten Irrtümer in der Menschheitsgeschichte.“

Friedrich August von Hayek erkannte den Irrtum der Planwirtschaft

Nur wenige Ökonomen haben diesen Irrweg mit absoluter Klarheit erkannt. Karl-Heinz Paqué nennt Friedrich August von Hayek, der von der Anmaßung des Wissens sprach, wenn er die Ordnung von oben nach unten charakterisierte. Friedrich August von Hayek schreibt: „Kein Mensch – und ist er noch so klug – kann jemals das Wissen haben, das nötig ist, um in einem großen intellektuellen und politischen Wurf eine Rationalität zu erreichen, die von der Markwirtschaft selbst verfehlt wird.“

Karl-Heinz Paqué zitiert auch den Philosophen Karl Popper, der mit Nachruck die eine offene Gesellschaft forderte, die Erfahrungen macht und die Welt anschließend Stück für Stück optimiert. Karl-Heinz Paqué erklärt: „Kein großer Wurf also, mit eiserner Hand durchgesetzt, sondern das Gegenteil: ständige Rückkoppelung der Entscheidungsträger auf allen Ebenen, ständige Bereitschaft, Fehler zu korrigieren, ständiges Experimentieren mit Neuem, aber auch pragmatische Fortführung des Bewährten.“

Für das Scheitern war in der Planwirtschaft kein Platz

ForschungDer Fortschritt ist laut Karl-Heinz Paqué ein demütiger Prozess, Informationen zu gewinnen und zu verarbeiten. Das Ergebnis dieser Entwicklung ist Wachstum, das eigentliche Wesen der Marktwirtschaft. Dieses Prinzip spielte in der Planwirtschaft keine Rolle. Dort dominierten technische Kategorien, bis hin zur merkwürdigen Vorstellung, das technische Wissen einer Gesellschaft könne angehäuft werden wie ein riesiger Stapel von Patenten. Das Prinzip von Versuch und Irrtum hatte in der Planwirtschaft keinen Platz.

Die Möglichkeit des Scheiterns war in der Planwirtschaft überhaupt nicht vorgesehen. Karl-Heinz Paqué schreibt: „Das gab es nur in der Vorstellung gigantischer zyklischer Wellen des kapitalistischen Auf und Ab, der Überinvestition oder des Unterkonsums.“ Erst Joseph Schumpeter griff in seiner 1911 veröffentlichten Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung das Scheitern als Teil des Fortschritts auf. Aber seine Gedanken drangen nicht in die Gehirne der Intellektuellen vor, die für die Abschottung und die Planwirtschaft eintraten. Ihre Idee des Friedens ohne Scheitern und des Wohlstands ohne Wachstum offenbarte sich als eine verhängnisvolle Illusion.

Kurzbiographie: Karl-Heinz Paqué

Karl-Heinz Paqué stammt ursprünglich aus dem Saarland. Er ist Professor für Volkswirtschaftslehre und hat seit 1996 den Lehrstuhl für Internationale Wirtschaft an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg inne. Außerdem steht er der dortigen Fakultät für Wirtschaftswissenschaft als Dekan vor.

Von 2002 bis 2006 war er Finanzminister des Landes Sachsen-Anhalt. Es ist Mitlied des Konvents für Deutschland und Autor folgender Bücher: „Die Bilanz – Eine wirtschaftliche Analyse der Deutschen Einheit“ (Carl Hanser Verlag 2009) und „Wachstum! Die Zukunft des globalen Kapitalismus“ (Carl Hanser Verlag 2010).

Von Hans Klumbies