Für Hermann Simon, Chairman des Consultingunternehmens Simon, Kucher & Partners, lässt sich die Bedeutung der Globalisierung schwerlich überschätzen. Er ist der Meinung, dass die Globalisierung erst vor wenigen Jahren begonnen hat, aber in kürzester Zeit enorm an Größe gewonnen hat. Alle Indikatoren der Globalisierung haben sich in einer kurzen Zeitspanne vervielfacht. So ist beispielsweise die Zahl der Bücher zum Thema heute fast 160 Mal so hoch wie vor dreißig Jahren. Vor allem aber ist die Zunahme des internationalen Güteraustausches beeindruckend. Er ist heute 1.600 Mal so hoch wie vor 100 Jahren. In diese Zahl sind Direktinvestitionen und Dienstleistungsexporte noch gar nicht eingerechnet.
Deutschland exportiert fast doppelt so viel wie Japan
Ein weiterer aussagekräftiger Indikator für die Zunahme der Globalisierung ist nach Hermann Simon der Containerverkehr. Er schreibt: „Dessen Volumen ist in den Jahren von 2000 bis 2005 um 10,8 Prozent pro Jahr gewachsen.“ Das Containervolumen allein im neuen Jahrtausend um das 2,6 Fache angestiegen. Hermann Simon rechnet damit, dass trotz der Unterbrechung des Trends aufgrund der Krise im Jahr 2009, das Wachstum weiter gehen dürfte. Er glaubt an einen weiterhin starken und stetigen Anstieg des Welthandels.
Vor allem die Exportnation Deutschland profitiert nach Hermann Simon übermäßig stark vom Megatrend der Globalisierung. Er erklärt: „Trotz des Einbruches der deutschen Exporte haben wir 2009 fast genauso viel exportiert wie Großbritannien, Frankreich und Italien zusammen.“ Selbst im schlechten Jahr 2009 lagen die deutschen Exporte um sechs Prozent höher als die amerikanischen und übertrafen die Ausfuhren Japans fast um das Doppelte. Im Gegensatz zu vielen ausländischen Kritikern plädiert Hermann Simon dafür, dass Deutschland seine Exportstärke und seiner Konzentration auf den Weltmarkt beibehalten müsse.
Fokussierung ist die Basis für die Weltklasse deutscher Produkte
Laut Hermann Simon hat Deutschland gar keine andere Wahl, wenn es sein Wohlstandsniveau halten möchte. Allerdings wäre es für ihn wünschenswert, wenn auch der Konsum im Inland und der Dienstleistungssektor stärker zum Wachstum beitrügen. Doch dies hält er für eine Illusion. Er schreibt: „Eine schnell alternde, schrumpfende Gesellschaft wie die unsrige hat zwangsläufig ein niedrigeres Konsumniveau als eine wachsende, junge Gesellschaft. Das können staatliche Maßnahmen nicht grundsätzlich ändern. Die Verschuldung führt solche Vorschläge ohnehin ad absurdum.“
Die bleibende Notwendigkeit einer starken Orientierung auf den Export besteht für Hermann Simon auch darin, dass sich die industriellen Strukturen in Deutschland nicht kurzfristig verändern lassen. Er erklärt: „Das heißt unsere Unternehmen sind überwiegend auf spezielle Produkte und Märkte ausgerichtet. Diese Fokussierung ist die Basis für die Weltklasse deutscher Produkte. Denn Weltklasse wird man nur durch Fokussierung und Konzentration.“
Von Hans Klumbies