Früher war es einfacher, einen Arbeitsplatz zu suchen und auszuüben, weil das Prinzip galt: was ich lerne bin ich und werde es auch bleiben. „Heute ist nicht mehr klar, was man einmal machen wird“, sagt Claudia Eckstaller, Professorin für Betriebswirtschaft an der Hochschule München. Die Expertin für Personalwesen ist davon überzeugt, dass es in der Zukunft wichtiger werden wird, sich auf die eigenen Fähigkeiten und Stärken zu konzentrieren, statt sich auf einen ganz bestimmten Arbeitsplatz vorzubereiten. Junge Menschen sollten sich ihrer Meinung nach schon früh darüber Gedanken machen, auf welchen Gebieten sie ihre Stärken und Schwächen haben.
Eigene Interessen bei der Suche nach einem Arbeitsplatz berücksichtigen
Im Mittelpunkt bei der Suche nach einem Job stehen dabei immer folgende Fragen: Was interessiert mich? Für was kann ich mich begeistern? Was fesselt mich länger als eine Minute? Selbst beim Fernsehschauen kann man darüber Klarheit gewinnen und Antworten finden. Dabei sollte man analysieren, welche Sendungen man am liebsten anschaut: Wissenschaftssendungen, politische Magazine, Tierfilme oder die Sportschau.
Das kann einem helfen den richtigen Arbeitsplatz zu suchen und auch zu finden. Allerdings verbringen viele Jungendliche immer mehr Zeit im Internet als vor dem Fernseher zu sitzen. Dann brauchen sie Experten, die sich in den virtuellen Welten auskennen. Dabei handelt es sich um eine Berufsgruppe, die es beispielsweise vor 20 Jahren noch gar nicht gab.
Die Berufsbilder in Deutschland verändern sich
Statistiken belegen, dass es auch in wirtschaftlich harten Zeiten Arbeitsplätze gibt. Selbst im Jahr 2005, als die Zahl der Arbeitslosen erstmals über die Fünf-Millionen-Marke stieg, wurden laut Institut der Deutschen Wirtschaft mehr als 6,3 Millionen Arbeitsverträge abgeschlossen.
Es zeigt sich allerdings auch immer deutlicher, dass sich die Berufsbilder verändern. Wer einen Arbeitsplatz suchen will, muss sich an die veränderten Bedingungen anpassen und an sich arbeiten. Heute ist lebenslanges Lernen gefragt – die Ausbildung endet schon lange nicht mehr mit dem Meisterbrief oder einem Diplom.
In Deutschland haben Ingenieure die besten Berufsaussichten
Wer als Arbeitnehmer auch in Zukunft konkurrenzfähig bleiben möchte, dem rät Claudia Eckstaller sich immer wieder zwei Fragen zu stellen: Was macht meinen Wert aus? und Wie kann ich am Arbeitsmarkt bestehen? Auf keinen Fall sollte sich die jungen Leute von kurzfristigen Trends verunsichern lassen.
Als in den 80iger und 90iger Jahre die Unternehmen gut ausgebildete Fachkräfte entließen, wollte niemand mehr Informatik oder Ingenieurswissenschaften studieren. Heute gibt es selbst in Zeiten der Krise einen Fachkräftemangel. Die Firmen suchen nach einer Umfrage des Ingenieurverbands fast 100.000 Ingenieure.
In Deutschland droht ein Fachkräftemangel
Die Beratungsagentur Prognos kommt zu dem Schluss, dass auch in 20 Jahren ein starker Fachkräftemangel droht. Vor allem Ärzte, Mathematiker und Naturwissenschaftler werden auf dem Arbeitsmarkt fehlen. Aber auch Forscher und Entwickler, PR-Leute und Lehrer sind dann Mangelware. Insgesamt werden wie schon heute auch in der Zukunft Akademiker wesentlich bessere Berufschancen besitzen als Nicht-Akademiker. Die Unternehmensberatung Roland Berger hat herausgefunden, dass bis zum Jahr 2020 rund 150.000 Arbeitsplätze allein in der Branche der regenerativen Energien entstehen werden.
Laut Claudia Eckstaller werden in der Zukunft sowohl Generalisten als auch Spezialisten in den Unternehmen gebraucht werden. Die Professorin kann die momentanen Klagen der Industrie über den Fachkräftemangel nicht ganz nachvollziehen: „Wer nicht rechtzeitig sagt, wen er braucht, der kann auch nicht damit rechnen, dass er ihn kriegt.“ Die Unternehmen müssen einfach früher sagen, wen sie benötigen.
Von Hans Klumbies