Der Volkswirt und Zukunftsforscher Erik Händeler vertritt die These, das Wissen der entscheidende Rohstoff der Zukunft sein wird. Denn die Unternehmen werden immer mehr Menschen brauchen, die befähigt sind, Wissen zusammenzuführen und nicht krampfhaft an ihrem Status festhalten. Angestellte, die auch einmal ihre eigenen Ansichten hinterfragen, die Konflikte öffentlich austragen und die sachlich streiten können. Erik Händeler nennt die wichtigsten Eigenschaften dieser Menschen: „Kooperationsbereitschaft und die Fähigkeit, sich auf andere einzulassen. Sozialkompetenz auf allen Ebenen wird so wichtig wie nie zuvor.“ Der Erfolg von Unternehmen wird seiner Meinung nach in Zukunft vor allem davon abhängen, wie die Mitarbeiter mit ihrem Wissen umgehen, denn Umgang mit Wissen ist immer auch mit Interaktion mit anderen Menschen verbunden. Wissen zusammenzuführen ist für Erik Händeler eine soziale Fähigkeit.
Die Strukturen in den Unternehmen lösen sich auf
Für die Mitarbeiter einer Firma bedeutet dies laut Erik Händeler, dass sie ihr Leben lang lernen werden müssen, um in ihrem Beruf leistungsfähig zu bleiben. Dazu wird es in Zukunft seiner Meinung nach auch mehr selbstständige Wissensarbeiter geben. Der Zukunftsforscher erklärt: „Damit lösen sich die Strukturen in den Unternehmen auf. Es wird in den Firmen Rumpfmannschaften geben und viele Menschen, die ihnen zuarbeiten – je nach tagesaktuell geforderter Kompetenz.“
Diese Entwicklung hat auch Konsequenzen für die klassischen Hierarchien mit Chefs und Untergebenen. Früher war gemäß Erik Händeler die Fachkompetenz ganz oben angesiedelt und unten war der kleine, austauschbare Arbeiter, der zu funktionieren hatte. Heute haben sich die Dinge gewandelt. Erik Händeler erklärt: „Auf den unteren Ebenen arbeiten jene die sich auskennen. Das sind der Sachbearbeiter und der Facharbeiter. Führungskräfte müssen den Informationsfluss gestalten. Das verlangt eine andere Führung.“
Mobbing darf nicht geduldet werden
Erik Händeler ist fest davon überzeugt, dass es eine ökonomische Notwendigkeit gibt, sich in einem Untenehmen kooperativ zu verhalten. Er sagt: „Wenn die Firmen das nicht hinkriegen, werden sie hohe Reibungsverluste haben, viel zu teuer produzieren und irgendwann vom Markt verschwinden.“ Er weist darauf hin, dass viele Unternehmen schon heute enorme Verluste durch Mobbing oder Burn-out zu verkraften haben. Für den Kern einer guten Arbeitskultur hält er Transparenz, vor allem bei der Entscheidungsfindung.
Viele Firmen sind laut Erik Händeler noch meilenweit von einem offenen und respektvollen Disput entfernt. Es herrschen dort immer noch Wichtigtuerei und Statuskämpfe. Um dies zu ändern, sind nicht nur die Führungskräfte gefordert. Jeder Einzelne in einem Unternehmen kann dazu seinen Beitrag leisten. Erik Händeler fordert: „Dazu gehört beispielsweise, dass Mobbing nicht geduldet wird. Wenn einer den anderen mobbt, dann darf man sich nicht raushalten, sondern muss einschreiten. Das wäre schon ein wichtiger Schritt hin zu einer guten Arbeitskultur.“
Von Hans Klumbies