Griechenland muss die Währungsunion verlassen

Griechenland muss die Währungsunion verlassen

Der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman ist fest davon überzeugt, dass Griechenland die Euro-Zone verlassen muss und das erste Jahr nach dem Ausstieg für das südeuropäische Land fürchterlich werden wird. Seiner Meinung nach gibt es keine Alternativen, denn keine der Maßnahmen über die derzeit in der Europäischen Union diskutiert wird, hat eine Chance das Desaster in Griechenland wieder in Ordnung zu bringen. Paul Krugman gibt zu, dass ein Austritt Griechenlands in den anderen Ländern der Euro-Peripherie zu einem Sturm auf die Banken und zu einer Massenflucht des Kapitals führen könnte. Doch er nennt eine Gegenmaßnahme: „Aber die könnten von der Europäischen Zentralbank (EZB) stark eingedämmt werden, indem die EZB Geld bereitstellt – und zwar unlimitiert.“

Paul Krugman hält drei bis vier Prozent Inflation für vertretbar

Laut Paul Krugman war Griechenland wahrscheinlich dem Untergang geweiht, seitdem zum ersten Mal die Wahrheit über die Haushaltslage des Landes bekannt geworden ist. Der Wirtschaftsnobelpreisträger ergänzt: „Spanien dagegen, das eigentliche Epizentrum der Krise, hat auch jetzt noch eine Chance, gerettet zu werden.“ Immer wieder kritisiert Paul Krugman die deutsche Vorstellung, Wachstum könne man durch Sparen erreichen. Diese Sparpolitik führt seiner Meinung nach nur zu Massenarbeitslosigkeit und sinkenden Löhnen.

Paul Krugman schlägt vor, dass die Bundesregierung der EZB erlauben sollte, dass sie die Inflationsbekämpfung nicht mehr als ihre wichtigste Aufgabe ansieht, da drei bis vier Prozent Inflation in den nächsten fünf Jahren durchaus vertretbar wären. Paul Krugman erklärt: „Statt beim leisesten Anzeichen steigender Rohstoffpreise die Zinsen zu erhöhen, sollte die EZB die Zinsen senken und Regierungen und Banken unbegrenzt Geld leihen.“

Die Angst der Deutschen vor der Inflation ist unbegründet

Die übertriebene Angst vor einer nicht mehr zu bremsenden Inflation hält Paul Krugman für maßlos übertrieben, da eine Inflation nicht einfach aus dem Nichts heraus explodiert. Der Wirtschaftsnobelpreisträger erklärt: „Die Beispiele für Hyperinflation in der Geschichte hatten ganz andere Ursachen: Regierungen, die keine Einnahmequellen hatten und deshalb die Notenpresse anwarfen.“ Dass die Deutschen sich so sehr vor einer Inflation fürchten, hängt seiner Meinung nach mit ihrer verzerrten Wahrnehmung der Geschichte zusammen: „Jeder erinnert sich an 1923, an Weimar, an die Hyperinflation. Aber keiner denkt an 1932, an Reichskanzler Brüning, an die Depression und die Massenarbeitslosigkeit.“

In der Geldpolitik kann Paul Krugman nicht die Hauptursache für die Krise erkennen. Paul Krugman nennt den Grund: „Und selbst, wenn man der Ansicht ist, Exzesse an den Finanzmärkten hätten uns in die Krise geführt und müssten deshalb künftig verhindert werden – das ist momentan das letzte Problem, das wir zu lösen haben. Jetzt brauchen wir Wachstum.“ Das Problem des europäischen Bankensektors besteht für Paul Krugman darin, dass die Banken massiv in Staatsanleihen ihrer hochverschuldeter Regierungen investiert haben. Paul Krugman macht sich allerdings keine Sorgen um die europäischen Banken, sondern eher um Europa. Wenn der Euro überlebt und die Europäische Union gemeinsam mit der EZB die Staatschuldenkrise lösen, werden auch die europäischen Banken nicht bankrott gegen.

Von Hans Klumbies