Roland Berger nennt drei Alternativen für den Euro

Für den Unternehmensberater Roland Berger bedroht die Euro-Krise den Wohlstand in Deutschland. Er schließt eine Rettung der Währung zwar nicht aus, aber die Zeit läuft davon und die Kosten werden auf jeden Fall hoch sein. Dass der Euro heute wie ein Sprengsatz in der Europäische Union wirkt liegt seiner Meinung nach daran, weil der Euro auch eine Geschichte der gebrochenen Versprechen ist. Roland Berger sagt: „Es sollte ursprünglich ja eine Währungsunion im Paket mit einer politischen Union geben, Helmut Kohl hatte das 1991 im Deutschen Bundestag mehrfach zugesichert.“ Es hat sich herausgestellt, dass man über das Geld keine gemeinsame Europapolitik erzwingen kann. Laut Roland Berger funktioniert eine Währungsunion nicht ohne fiskal- und wirtschaftspolitischer Union.

EZBDie Europäische Zentralbank hat ihre Unabhängigkeit verloren

Roland Berger kritisiert, dass die Euro-Staaten von Anfang an gegen den Mastricht-Vertrag verstoßen haben. Er erklärt: „Sie haben sich über die Stabilitätsregeln hinweggesetzt. Sie haben das „Bail-out“-Prinzip beerdigt, wonach kein Land für die Schulden anderer haftet. Sie haben die Konvergenz bei den Zinsen genossen, sie aber bei der Fiskal- und Wettbewerbspolitik missachtet.“ Die Europäische Zentralbank (EZB) ist für Roland Berger die einzig verbliebene zentrale Institution der Euro-Zone.

Aber die EZB ist inzwischen durch den Kauf von hoch riskanten Staatsanleihen letztlich selbst zu einem nicht zu unterschätzenden Risikofaktor geworden. Sie ist laut Roland Berger nicht mehr die unabhängige Europäische Zentralbank, die nur für Preisstabilität und nichts anderes verantwortlich ist. Niemand weis, wie es mit dem Euro weitergehen wird. Für Roland Berger ist nur sicher, dass sich die Währungsunion an einer Wegscheide befindet. Er behauptet: „Längstens in fünf Jahren wird es einen anderen Euro oder keinen Euro mehr geben.“

Deutschland zählte nach der Einführung des Euro zu den Verlierern

Aus der Sicht von Roland Berger gibt es für den Euro nur drei Alternativen. Erstens: Er bricht auseinander. Zweitens: Er schmilzt auf ein Kerngebiet von starken, wettbewerbsfähigen Staaten mit ähnlichen Strukturen zusammen. Drittens: Es bleibt bei der Euro-Zone mit 17 Mitgliedern. Der Unternehmensberater rät den Politikern, den Menschen endlich die Wahrheit zu sagen. Roland Berger fordert: „Es muss Schluss sein mit „politisch korrekten“ Unwahrheiten, wie etwa, Deutschland sei Hauptnutznießer des Euro gewesen, weil ein Großteil der deutschen Exporte in den Euro-Raum geht.“

Deutschland gehörte in Wahrheit im ersten Jahrzehnt des Euro laut Roland Berger zu den Verlierern. Seit der Einführung des Euro bis nach der Weltfinanzkrise im Jahr 2008 war Deutschland gemeinsam mit Italien beim Wirtschaftswachstum regelmäßig das Schlusslicht in Europa. Roland Berger nennt weitere Fakten: „Beim Pro-Kopf-Wohlstand ist Deutschland von Platz 4 auf Platz 11 in der EU abgerutscht. Die Realeinkommen in Deutschland sind seit 2000 um 7,4 Prozent zurückgegangen – die Deutschen können sich also weniger für ihre Arbeit leisten. Der Exportanteil in den Euro-Raum ist von über 46 auf 41 Prozent gesunken.“

Von Hans Klumbies