Ein Großteil der so genannten Eliten hat sich laut Daniel Goeudevert längst aus der Gesellschaft verabschiedet und dabei seine Raffgier und Interessenpolitik mit allerlei Globalisierungsrhetorik nur dürftig kaschiert. Und was die da oben vormachen, animiert seiner Meinung nach geradezu zu sozialem Missbrauch im Kleinen und damit zu einer Entwertung sozialstaatlicher Normen. Daniel Goeudevert schreibt: „Gigantische Managergehälter, Korruptionsskandale, Massenentlassungen, feindliche Übernahmen, Steueraffären, das Versagen von Aufsichtsräten in der Bankenkrise und so weiter treiben auch den zu ihren eigenen Unternehmern degradierten Bürgern jeden Anstand aus.“ Der Topmanager Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.
Die Eliten üben ihre Vorbildfunktion nicht mehr aus
Für Daniel Goeudevert steht fest, dass kaum jemand dauerhaft bereit sein dürfte, sich in einem gesellschaftlichen oder beruflichen Umfeld moralisch zu verhalten, das man selbst als unmoralisch erlebt. Eine internationale Studie, die im Jahr 2006 im „British Journal of Criminology“ veröffentlicht wurde, förderte erschreckende Ergebnisse zu Tage: demnach würden 70 Prozent der Westdeutschen und 60 Prozent der Ostdeutschen aus Eigennutz auch Gesetze brechen. Daniel Goeudevert schreibt: „Ob bei Sozialleistungen, Steuern oder Versicherungen, ob bei der so genannten Nachbarschaftshilfe (sprich: Schwarzarbeit) oder beim Gebrauchtwagenkauf – es wird getrickst, was das Zeug hält.“
Die Eliten in Deutschland haben gemäß Daniel Goeudevert einen großen Anteil daran, dass sich hierzulande die Bürger zunehmend vom Staat distanzieren, resignieren, eine Alimentationsmentalität und mangelndes Rechtsempfinden entwickeln oder gleich völlig verwahrlosen. Dazu kommt eine wachsende Politik- und Wirtschaftsverdrossenheit. Dies alles geschieht vor allem auch deswegen, weil die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Führungskräfte ihre Vorbildfunktion nicht mehr ausüben.
Die Rückkehr zu Anstand und Moral ist dringend geboten
Für Daniel Goeudevert ist es erschreckend, dass Männer wie Peter Hartz, der in einem der größten Korruptionsskandale der Bundesrepublik als Angeklagter vor Gericht stand oder Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel, der sich der Steuerhinterziehung schuldig gemacht hat, wegen ihrer Untaten keinerlei Reue zeigen. Für sie heiligt scheinbar der Zweck jedes Mittel, darüber hinaus wähnen sie sich kaum mehr antastbar. Daniel Goeudevert sagt: „Man hat sich in einer elitären Parallelwelt eingerichtet, die mit der Realität der Mehrheitsgesellschaft kaum noch etwas gemein hat.“ – Stichwort soziale Gerechtigkeit
Der einzige, aber nicht zu unterschätzende positive Aspekt an all den Skandalen der jüngeren Vergangenheit, in die Mitglieder der Eliten verwickelt waren, besteht für Daniel Goeudevert darin, dass sie ans Licht kamen. Er schreibt: „Die Tatsache etwa, dass die Justiz bei großen Namen eben keineswegs in Ermittlungsstarre verfällt, ist ein deutlicher Beleg dafür, dass die Rechtsstaatlichkeit nach wie vor lebendig und in Wahrheit selbstverständlich niemand unantastbar ist.“ Daniel Goeudevert fordert dringend die Rückkehr zu Anstand und Moral, damit Deutschland die schon heute verursachten Flurschäden des Eliteversagens und weiter absehbaren Verwerfungen in den Griff bekommt.
Von Hans Klumbies