Der 24. Oktober 1929 ging in Amerika als der schwarze Donnerstag, in Europa mit einem Tag Verspätung als der schwarze Freitag in die Börsengeschichte ein. Mit einer Lawine von Verkaufsaufträgen von Aktien begann ein dreijähriger Kursverfall am New Yorker Aktienmarkt und eine schwere Wirtschaftsdepression. Am Dienstag, den 29. Oktober 1929 war der Höhepunkt bei den Aktienverkäufen erreicht. In den ersten dreißig Minuten des Aktienhandels wurden 3,2 Millionen Aktien abgestoßen. Einige Wertpapiere, die zuvor über 100 Dollar gekostet hatten, wurden nur noch für ein bis zwei Dollar gehandelt. 1932 waren fast neun Zehntel des Aktienkapitals vernichtet.
Spekulationskäufe führten zum Börsencrash
Dem Zusammenbruch des Aktienmarkts waren viele Spekulationskäufe vorangegangen. So stieg beispielsweise der Kurs der „Radio Corporation of Amerika“ (RCA) von Mitte der 20iger Jahre bis zum Börsencrash von 5 Dollar auf 500 Dollar. Beim Zusammenbruch des Aktienmarkts verlor das Wertpapier 98 Prozent an Wert und das Unternehmen musste Konkurs anmelden. An den Börsen wurde vor dem Zusammenbruch viel auf Kredit gekauft.
Vor allem Investment-Trust, die den heutigen Hedgefonds entsprechen erwarben Firmenanteile mit bis zu 80 Prozent Fremdkapital. Alle Gesellschaftsschichten erwarben Anteile der Fonds, die angeblich ein wohlausgewogenes Aktienportfolio zusammengestellt hatten. Eigentlich sollte damit das Risiko der Anleger auf ein Mindestmaß reduziert werden.
40 Prozent der amerikanischen Banken gehen Pleite
In den zwei Jahren vor dem Börsencrash erhöhte sich die Zahl der Investment-Trusts von 160 auf 750, die 1929 etwa 3 Milliarden Dollar durch Aktienverkäufe umsetzten.
Als Folge des Börsenkrachs gingen in den folgenden vier Jahren etwa 40 Prozent der amerikanischen Banken in Konkurs. Auch in Europa wurden viele Banken zahlungsunfähig.
Die Bankkunden verloren ihre Spareinlagen, die damals im Gegensatz zu heute, über keinen Schutz verfügten. Die Abwärtsspirale der Wirtschaft war nicht mehr aufzuhalten. 1930 machte der Konsumsektor gewaltige Defizite, da die Arbeitslosigkeit stieg, wodurch wieder die Steuereinnahmen sanken. Die USA führte zum Wohle der amerikanischen Wirtschaft Schutzzölle von 60 Prozent ein.
Sechs Millionen Deutsche sind arbeitslos
In Deutschland wurden die Sozialleistungen und die öffentlichen Aufträge gekürzt, wodurch sich der Niedergang der Wirtschaft noch beschleunigte. In den Wintern 1931/32 und 1932/33 waren über 6 Millionen Deutsche arbeitslos. Amerika versuchte die Wirtschaftsrezesssion mit einem neuen Rezept, dem „New Deal“ zu bekämpfen. Der Plan stammte von dem Ökonomen John Maynard Keynes.
Er vertrat die Ansicht, der Staat müsse auch in Zeiten bei Investitionszurückhaltung trotz niedriger Zinsen anstelle der Unternehmen investieren und ein höheres Staatsdefizit in Kauf nehmen. Dadurch sollten Arbeitsplätze gesichert und der Konsum angekurbelt werden. Der Ökonom Milton Friedman kritisierte die amerikanische Notenbank, die es während des Zusammenbruchs von 1929 versäumt hatte, den Markt mit frischem Geld zu versorgen, wodurch die Depression der 30iger Jahre erst ins Rollen gebracht wurde.
Von Hans Klumbies