Peter Brabeck-Letmathe, der von 1997 bis 2008 an der Spitze von Nestle, dem größten Lebensmittelkonzern der Welt, stand, warnt nachdrücklich vor einer weltweiten Wasserkrise. Denn ohne Wasser gibt es kein Leben und keine Menschen mehr auf der Erde. Der Manager, der heute Verwaltungsratschef von Nestle ist, sagt: „Wasser ist der Rohstoff, vor dem wir den größten Respekt haben müssten. Leider ist das nicht so. Wir nehmen es als gottgegeben hin und glauben, es sei endlos in seinem Angebot. Das ist ein Spannungsfeld, das großes Konfliktpotential birgt.“ Peter Brabeck-Letmathe vertritt die These, dass den Menschen das Wasser ausgehen wird, weil sie verantwortungslos damit umgehen.“
In 200 Jahren wird es kein Süsswasser mehr geben
Brabeck-Letmathe fordert, dass Wasser ebenso einen Preis haben muss wie Erdöl. Seiner Meinung nach ist es falsch, das Öl als den wichtigsten Rohstoff der Welt zu bezeichnen. Er sagt: „Wasser ist wichtiger – und wenn wir so weitermachen, wird es noch schneller ausgehen als Öl.“ Er ist davon überzeugt, dass die Süßwasserreserven keine 200 Jahre mehr reichen werden wie es bei den Öl- und Gasvorkommen der Fall ist. Der Manager erklärt: „Es wird weltweit mehr verschwendet und verschmutzt, als über den Kreislauf der Natur zurückgewonnen werden kann.“
Wenn die Menschheit das Wasser weiter in einer so verantwortungslosen Art und Weise wie in der Gegenwart verschwendet, wird ihr das Wasser nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die industrielle Entwicklung fehlen. Der Wassermangel trägt allerdings laut Brabeck-Letmathe nicht die alleinige Schuld an Wasserkrisen. Er erläutert: „Hungerprobleme haben immer verschiedene Auslöser. Hauptursachen sind die politischen Unruhen, die es seit Jahren am Horn von Afrika gibt. Menschen können nichts mehr anbauen und flüchten. Wasserknappheit ist nur ein Teil des Problems.“
Jeder Mensch sollte ein Anrecht auf sauberes Wasser haben
Brabeck-Letmathe wehrt sich gegen Kritiker, die seine Forderung nach einem Preis für Wasser strikt ablehnen. Er beklagt den rücksichtslosen Raubbau an der wichtigsten Ressource, die der Menschheit zur Verfügung steht. Die heutige Situation ist seiner Meinung nach extrem alarmierend. Der Manager nennt Beispiele: „In Ländern wie Indien und Bangladesch erkranken immer mehr Menschen, weil das Wasser verseucht ist. Der Aralsee in Zentralasien ist in den vergangenen Jahren so stark geschrumpft, dass die früheren Häfen hundert Kilometer vom Ufer entfernt liegen.“
Der Manager stimmt der Feststellung zu, dass sich die meisten Menschen, die in den armen Ländern dieser Erde leben, sich schlicht kein sauberes Wasser leisten können. Deshalb unterstützt er auch die Forderung, dass der Wasseranteil, den jeder Mensch täglich zum Leben braucht, ein von den Vereinten Nationen anerkanntes Menschenrecht sein soll, auf das alle Menschen ein Anrecht haben. Er sagt: „Wir reden hier aber nur von einem Anteil von 1,5 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs. Der größte Teil des Wassers wird in der Landwirtschaft und in der Industrie verbraucht, ohne dass dafür ein angemessener Preis bezahlt wird. Das ist der Hauptgrund für den verantwortungslosen Umgang mit Wasser.“
Von Hans Klumbies