John Maynard Keynes wurde am 5. Juni 1883 in Cambridge geboren. Fünf Jahre ging John Maynard Keynes auf das Eliteinternat Eton, wo er Ökonomie, Mathematik und Philosophie studierte. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst zwei Jahre im India Office, ehe er an der Universität in Cambridge zu lehren begann. Zur selben Zeit schloss er sich einer Literaten- und Künstlervereinigung im Londoner Stadtteil Bloomsbury an. Hier lernte er einige herausragende Stars des britischen Kulturlebens kennen wie beispielsweise Virginia Woolf, Duncan Grant oder Lytton Strachey. 1919 nahm John Maynard Keynes als Chefunterhändler des britischen Finanzministeriums an den Friedensverhandlungen in Versailles teil.
Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages
Vom Verlauf der Friedensverhandlungen war er tief deprimiert. Europa lag in Schutt und Asche und obwohl die Menschen kaum etwas zu essen hatten, unternahmen die Siegermächte des Ersten Weltkriegs nichts, um die Wirtschaft auf dem europäischen Kontinent wieder anzukurbeln. Vor allem die deutsche Ökonomie wurde mit Reparationsverpflichtungen in astronomischer Höhe geradezu stranguliert.
Am 7. Juni 1919 trat John Maynard Keynes von seinem Posten zurück und schrieb danach in wenigen Monaten das Buch „Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages“, mit dem der Ökonom über Nacht berühmt wurde. Den Einfluss dieses Werks auf die Politik ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Es prägte die Haltung der Westalliierten am Ende des Zweiten Weltkriegs und leistete einen bedeutenden Beitrag für den wirtschaftlichen Aufstieg Westeuropas nach 1945.
Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“
Später war John Maynard Keynes als Manager im Versicherungs- und Investmentbereich tätig. Dabei verdiente er sehr gut. Es machte ihm Spaß, mit wenig Zeitaufwand viel Geld zu verdienen. Durch diese Arbeit sammelte er Erfahrung in der Praxis und verschaffte sich die finanzielle Unabhängigkeit, die er benötigte, um sich von den orthodoxen, ökonomischen Lehrmeinungen abwenden zu können.
In seinem Hauptwerk „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“, das 1936 erschien stellte John Maynard Keynes unter anderen folgende Thesen auf: In einer Geldwirtschaft halten die Menschen immer einen Teil ihres Vermögens liquide ihren privaten Kassen.
Seiner Ansicht brauchen sie das Geld zum Teil, um ihre laufenden Transaktionen zu bezahlen, zum Teil aus Ängstlichkeit vor noch schlechteren Zeiten und um damit zu spekulieren. Diese Bevorzugung der flüssigen Mittel kann in bestimmten Zeiten so groß werden, dass sie die Konjunktur ins Stottern oder sogar zum Erlahmen bringt.
John Meynard Keynes fordert die Einführung des Weltgeldes „Bancor“
Weil die Bürger ihr Geld bunkern, bricht die Nachfrage nach Gütern zusammen. Wenn dann noch die Nominallöhne sinken, wird auch immer weniger Geld für den Konsum ausgegeben. Wenn sich ein Wirtschaftssystem erst einmal in einer solchen Schieflage befindet, findet es aus sich selbst heraus nicht mehr zur Vollbeschäftigung zurück.
Der Staat muss als Akteur eingreifen und die Investitionen wieder ankurbeln. John Meynard Keynes erkannte, dass Geld keine unschuldige Vermittlungsinstanz ist, sondern zur Quelle schwerer und lang anhaltender Wirtschaftsstörungen werden kann.
Wie aktuell diese These ist, zeigen die weltweiten Erschütterungen der aktuellen Finanzkrise des Jahres 2008. In einer seiner letzten Werken „Vorschläge für eine Internationale Clearing Union“ untersuchte der Ökonom, wie eine leistungsfähige internationale Währungsordnung aussehen müsste. Er setzte sich für die Einführung eines Weltgeldes ein, dass er „Bancor“ nannte.
Der Staat muss in ernsten wirtschaftlichen Krisen eingreifen
Außerdem entwickelte John Maynard Keynes eine Fülle neuer analytischer, ökonomischer Instrumenten, die inzwischen zum Standard in den Wirtschaftswissenschaften gehören wie beispielsweise die „Konsumfunktion“. Bedeutend war auch Keynes` Befund, dass sich Löhne und Preise nur sehr träge oder gar nicht anpassen, wodurch Marktwirtschaften große Schwierigkeiten haben, in eine stabile Wirtschaftslage zu gelangen, wenn sie erst einmal in eine Schieflage geraten ist.
Deshalb forderte Keynes, dass der Staat in ernsten wirtschaftlichen Krisen sein ganzes wirtschaftliches Gewicht einsetzen muss, um die Lage wieder zu normalisieren. John Maynard Keynes starb am 21. April 1946 in Tilton. Heute gilt er als einer der bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts, nach dem der Keynesianismus benannt wurde.
Von Hans Klumbies