1940 veröffentlichte Walter Eucken sein erstes Hauptwerk „Die Grundlagen der Nationalökonomie“, in dessen Mittelpunkt die Ordnungstheorie, die Systematik aller Wirtschaftsformen, stand. Zwölf Jahre später erschien sein zweites Hauptwerk „Grundsätze der Wirtschaftspolitik“, in dem er eine Ordnungspolitik entwickelte. Walter Eucken befürwortete eine Wirtschaftsverfassung, in der der Staat die Rahmenbedingungen setzt. Darüber hinaus könnten sich die Menschen aber frei entscheiden, in welcher Form sie an der Wirtschaft partizipieren möchten.
Marktwirtschaft ohne Kontrolle führt zu Machtkonzentration
Nach 1945 beriet Walter Eucken die französische und amerikanische Militärregierung und arbeitet in den wissenschaftlichen Beiräten des Bonner Wirtschaftsministeriums mit. In einem Grundsatzpapier von Januar 1946 erklärt der Ökonom die Methoden der Zentralverwaltungswirtschaft und der freien Wirtschaft für gescheitert. Laut Walter Eucken kommt es zu einer immer größeren Machtkonzentration, wenn man die Marktwirtschaft sich selbst überlässt.
Verschiedene wirtschaftliche Interessengruppen kontrollieren seiner Meinung nach immer mehr Märkte durch Kartelle, Fusionen, Dumpingpreise und Marktsperren. Dies habe zur Folge, dass Unternehmen demokratische Regierungen allein durch ihre Wirtschaftsmacht erpressen können. An die Stelle der Macht der Konsumenten tritt eine Verknüpfung von ökonomischer und staatlicher Herrschaft, die sich nicht mehr kontrollieren lässt. Als extremste Form nennt Walter Eucken die Planwirtschaft.
Die Wirtschaft profitiert von einem vollständigen Wettbewerb
Walter Eucken vertrat den Grundsatz, dass die Politik des Staates darauf ausgerichtet sein müsste, wirtschaftliche Machtgruppen zu zerschlagen oder zumindest ihre Funktionen einzudämmen. Deshalb müsse der Staat eine politische Grundentscheidung für eine bestimmte Form der Marktwirtschaft treffen, sich am besten für den vollständigen Wettbewerb entscheiden. Außerdem fordert der Ökonom, dass die Errichtung eines vollständigen Preissystems vollständiger Konkurrenz zum entscheidenden Faktor jeder wirtschaftspolitischen Entscheidung gemacht werden müsse.
Der Staat soll nicht die Produktion steuern, sondern nur die Grundlagen für die Freiheit des Marktes schaffen. Geschieht das nicht, besteht für Walter Eucken immer die Gefahr, dass sich der demokratische Rechtsstaat in einen Wirtschaftsstaat verwandelt. Gleich nach Kriegsende trat er für den freien Welthandel ein, denn der internationale Handel bedeutete für Walter Eucken Friedenssicherung durch Ökonomie.
Die Wirtschaftspolitik muss die Klein- und Mittelbetriebe fördern
1947 verlangte Walter Eucken, dass die Wirtschaftspolitik in allen Bereichen eine Vernachlässigung der Klein- und Mittelbetriebe zu unterlassen habe, diese vielmehr mit allen Kräften fördern müsse. Die könne über die Steuerpolitik, die Erteilung von Aufträgen sowie über die Zuteilung von Rohstoffen geschehen. Walter Eucken schlug auch eine grundlegende Bankenreform vor, die den Privatbanken die Möglichkeit nehmen sollte, die Geldmenge zu beeinflussen.
Außerdem sollte ein neues globales Währungssystem geschaffen werden, dass die Gefahr der Instabilität durch nationale Interessen minimiert. Ein internationales Regelsystem würde dann die Geldmenge regulieren, das von bestimmten Weltmarktpreisen abhängig wäre. Walter Eucken wurde am 17. Januar 1891 in Jena geboren. Nach seinem Studium in Bonn und Kiel lehrte er zuerst als Dozent in Berlin und anschließend als Professor in Tübingen. 1927 wurde er nach Freiburg berufen, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1950 lebte.
Von Hans Klumbies