Der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter erklärte als einer der ersten die gewaltige Dynamik des Kapitalismus und war dennoch davon überzeugt, dass der Kapitalismus an seinem Erfolg zugrunde gehen werde. Kurz nachdem er als Professor an die Universität Graz berufen worden war, veröffentlichte Joseph Schumpeter sein erstes Hauptwerk mit dem Titel „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“. Der Ökonom analysierte darin die Dynamik des Kapitalismus aus sich selbst heraus, was vor ihm lediglich Karl Marx versucht hatte, den Joseph Schumpeter als Vorbild verehrte.
Die kapitalistischen Märkte befinden sich immer im Ungleichgewicht
Joseph Schumpeters revolutionäre Erkenntnis war, dass sich die kapitalistischen Märkte ihrer Natur nach immer im Ungleichgewicht befinden. Verursacher waren für ihn die Schlüsselfiguren des Systems, die Pionierunternehmer, die ständig neue Produkte oder Produktmethoden durchsetzen sowie neue Absatz- und Beschaffungsmärkte etablieren und auf diese Weise neue Marktstrukturen schaffen. Die Innovation war für Joseph Schumpeter das überragende Faktum in der Wirtschaftsgeschichte der kapitalistischen Gesellschaft.
Joseph Schumpeter definierte einen Unternehmer danach, ob er neue Kombinationen sprich Innovationen durchsetzte und anschließend einen Monopolgewinn einstreichen konnte. Sein Erfolg lockt allerdings Nachahmer an und irgendwann fällt die Gewinnspanne des Innovators dem Wettbewerb zum Opfer. Wenn der Unternehmer jetzt keine neue Kombination durchsetzt, ist es mit seinem Unternehmertum bald zu Ende. Konjunkturzyklen und der wirtschaftliche Fortschritt entstehen nach Joseph Schumpeter aus dem Wechselspiel von Innovation und Imitation, von Aufstieg und sozialem Abstieg.
Der Kapitalismus produziert ein Heer von Intellektuellen
1942 veröffentlichte Joseph Schumpeter sein bekanntestes Werk „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“. Er schreibt darin, dass im reifen Kapitalismus mehr und mehr große Trusts die Rolle der Innovatoren in der Wirtschaft übernehmen, wodurch der Innovationsprozess bürokratisiert werde. Zudem produziere der Kapitalismus ein großes Heer von Intellektuellen, die ihm feindlich gesonnen seien und ihre Unzufriedenheit ins Volk tragen würden.
All dies würde noch verstärkt durch den Zerfall der bürgerlichen Familie. Irgendwann kippt dann der bürokratisierte Kapitalismus in einen Sozialismus mit Planwirtschaft um. Joseph Schumpeter ging davon aus, dass eine sozialistische Wirtschaft besser funktionieren werde als der Monopolkapitalismus.
Kurzbiographie: Joseph Schumpeter
Joseph Aloisius Julius Schumpeter wurde am 8. Februar in Triesch, einer österreichischen Provinzstadt, in Mähren geboren. In Wien besuchte er das Elitegymnasium Theresianum und begann 1901 sein Volkswirtschaftsstudium an der Universität in Wien. Mit 27 Jahren wurde er bereits ordentlicher Professor an der Universität Graz.
1919 berief ihn der österreichische Bundeskanzler Karl Renner zum Finanzminister. Aber schon nach neun Monaten musste er zurücktreten. Zwei Jahre später wurde er Präsident der Wiener Biedermann-Bank, die er 1924 in den Konkurs führte. 1925 trat er eine Professur für Finanzwissenschaften an der Universität Bonn an und wechselte 1932 an die Harvard-Universität nach Cambridge. Joseph Schumpeter starb 1950 in Taconic im amerikanischen Bundesstaat Connecticut.
Von Hans Klumbies