Paul Anthony Samuelson zählt zu den einflussreichsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Der Vater der heutigen Lehrbuchökonomie erhielt 1970 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Dreißig Jahre zuvor war er vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) vom benachbarten Harvard abgeworben worden und baute an seiner neuen Wirkungsstätte einen der weltweit führenden ökonomischen Fachbereiche auf. Mit seiner Wirtschaftstheorie schuf Paul Anthony Samuelson den Gegenpart zur Chicago-Schule seines Kollegen Milton Friedman, die eine vom liberalistischen Glauben geprägte Ökonomie entwickelte. Paul Anthony Samuelson sträube sich gegen jede Einengung der Wirtschaftswissenschaften. Er schrieb: „Ökonomie ist sowohl Kunst als auch Wissenschaft, weil das Verhalten von Menschen und Institutionen sich ständig ändert – unsere Theorien müssen sich mit ihnen verändern.“
Paul Anthony Samuelson war der letzte Generalist der Ökonomie
Schon mit 16 Jahren studierte der hochbegabte Paul Anthony Samuelson in Chicago Ökonomie. Für seine Doktorarbeit gewann er ein Stipendium der Social Science Research Council, das nur die acht besten Diplomökonomen der USA erhielten. Noch bevor er 23 Jahre alt war, schrieb er wichtige Arbeiten in so unterschiedlichen Richtungen der Ökonomie wie der Nutzenlehre und der Außenhandelstheorie. Seiner Meinung nach war das nur möglich, weil die Wirtschaftswissenschaft damals noch übersichtlich war. Von sich selbst sagte er einmal: „Ich bin der letzte Generalist in der Ökonomie.“
In Chicago hatte Paul Anthony Samuelson gelernt, dass der maximale Wohlstand auf freien Märkten und ohne Eingriffe des Staates entsteht. Er glaubte nicht an die Patentrezepte des Keynesianismus, aber er lernte von John Maynard Keynes, dass eine Volkswirtschaft in ein Gleichgewicht mit Massenarbeitslosigkeit geraten kann. 1939 schrieb Paul Anthony Samuelson als Doktorand in Harvard einen Aufsatz über Multiplikatoranalyse, der ihm weltweite Beachtung unter seinen Kollegen einbrachte.
Seine „Volkswirtschaftslehre“ wird zum erfolgreichsten Lehrbuch aller Zeiten
Er verwandelte in diesem Werk die statische Analyse von John Maynard Keynes der amerikanischen Depression in einen dynamischen Ansatz und konnte so den Abschwung und den Aufschwung der Marktwirtschaft erklären. Seine Dissertation trug den Titel: „Grundlagen der ökonomischen Analyse.“ Er beschreibt und analysiert darin mit einer umfassenden mathematischen Genauigkeit die Gesetze der Marktwirtschaft. Aus seinen Anfängervorlesungen für Ökonomie entwickelt Paul Anthony Samuelson seine „Volkswirtschaftslehre“, dass erfolgreichste Lehrbuch aller Zeiten und Fächer.
Über seinen unterhaltsamen Bestseller sagte er einmal: „Ich brachte die neue ökonomische Welt ins Klassenzimmer und erhöhte die Qualität des Lehrbuchschreibens, obwohl mein Ruf das gar nicht nötig hatte.“ Je mehr Einfluss Paul Anthony Samuelson in der Ökonomie bekam, desto heftiger war die Kritik an seinen Theorien. Seine konservativen Gegner warfen ihm vor, er sei als Wegbereiter keynesianischer Politik mitschuldig am Interventionismus des Staates und den hohen Inflationsraten.
In den Zeiten von Wirtschaftskrisen sind laut Paul Anthony Samuelson nicht die Ökonomen in der Krise, sondern die Wirtschaftspolitiker, über die ihre Bürger zu Recht schimpften. Der weltberühmte Ökonom schrieb: „Die allgemeine Skepsis ist verdient, nicht gegenüber Wirtschaftsprofessoren, sondern gegenüber der Fähigkeit einer gemischten Volkswirtschaft, stabile Preise und hohe, attraktive Beschäftigung zu gewährleisten.“ Paul Anthony Samuelson starb am 13. Dezember 2009 in Belmont, Massachusetts.
Von Hans Klumbies