James Tobin gilt als Vater der neokeynesianischen Konjunkturtheorie. Der Ökonom forschte auch auf dem Gebiet der Geldtheorie und beschäftigte sich dort besonders mit den Auswirkungen der Staatsverschuldung. 1981 erhielt er den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften für seine Analyse finanzieller Märkte und deren Zusammenhang mit Beschäftigung, Produktion und Preisentwicklung.
Staatliche Verschuldung regt private Investitionen an
In den fünfziger Jahren entwickelte James Tobin zusammen mit Harry Markowitz den Portfolio-Ansatz. Ein Portfolio umfasst dabei das gesamte Vermögen und die gesamten Schulden eines Unternehmens oder eines Haushaltes. Dazu zählen Geld, Wertpapiere, Aktien, Grundstücke oder Maschinen. Die Portfolio-Theorie untersucht, wie ein Anleger sein Vermögen aufteilt und wie dadurch mögliche Investitionen beeinflusst werden. Wenn ein Unternehmer zwischen drei Vermögensarten wie Geld, staatlichen Wertpapieren oder Sachkapital wählen muss, wird er zuvor überlegen, welchen Ertrag die Anlage bringt und welches Risiko sie birgt.
Viele Faktoren beeinflussen den Wert dieser Vermögensarten. Aktien und Grundstücke bergen ein anderes Risiko als Geld und staatliche Wertpapiere. Ein rational denkender Unternehmer wird daher sein Vermögen auf verschiedene Anlagemöglichkeiten verteilen, wodurch er das Risiko verkleinert, seinen gesamten Besitz zu verlieren. Dieses Portfolio-Verhalten wirkt sich laut James Tobin stark auf die Wirkungen der Geld- und Fiskalpolitik aus. Beispielsweise ist eine der Folgen, dass staatliche Verschuldung nicht unbedingt private Investitionen verdrängt, sondern im Gegenteil sogar anregt.
James Tobin fordert eine Abgabe bei interantionalen Devisenspekulationen
James Tobin wirkte nicht nur als Professor an der Universität, sondern beteiligte sich immer wieder an wirtschaftspolitischen Debatten. So beriet er beispielsweise den amerikanischen Präsidenten Bill Clinton und forderte von ihm ein Konjunkturprogramm in der Höhe von 50 Milliarden Dollar. Zusammen mit Robert Solow entwickelte der die Theorie der Globalsteuerung, die besagt, dass der Staat eine antizyklische Finanzpolitik betreiben muss, um mit staatlichen Maßnahmen wie Steuererleichterungen oder zusätzlichen Investitionen die Konjunkturwellen zu glätten.
Im Gegensatz zu Milton Friedman hält James Tobin nicht nur die Quantität des Geldes für wichtig, sondern auch die Qualität. Für ihn gehen monetäre Impulse nicht nur von der Geldmenge aus, sondern auch von allen staatlichen Wertpapieren. James Tobin trat auch als Kritiker der internationalen Devisenspekulation, die eine unabhängige Geldpolitik einzelner Länder erschwert, ins Licht der Öffentlichkeit. Er forderte eine Abgabe auf Transaktionen von Devisen, die unter dem Namen „Tobin-Steuer“ bekannt wurde.
Kurzbiographie: James Tobin
James Tobin wurde am 5. März 1918 in Champaign im amerikanischen Bundesstaat Illinois geboren. Er studierte in Harvard, wo zu seinen Lehrmeistern Joseph Schumpeter und Alvin Hansen zählten. Nach dem Studium arbeitete Tobin ab 1941 in Washington in einer Preisbehörde. Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss er seine Ausbildung ab und lehrte ab 1950 bis 1988 als Dozent in Yale. James Tobin starb am 11. März 2002 in New Haven, Connecticut.
Von Hans Klumbies