Jean-Baptiste Say wurde 1767 in der Nähe der französischen Stadt Lyon geboren. Als er 19 Jahre alt war, fuhr er nach England, um das Aufblühen von Gewerbe und Handel im Zeichen der industriellen Revolution zu studieren. Say lernte die englische Sprache und studierte die Werke von Adam Smith (1723 – 1790) im Original. Vor allem dessen Hauptwerk „Der Wohlstand der Nationen“ begeisterte ihn und weckte sein nachhaltiges Interesse an der politischen Ökonomie. Aber es sollten noch viele Jahre vergehen, bevor er sich einen Namen als Nationalökonom machen sollte.
Jean-Baptiste Say entwickelt die Theorie der Absatzwege
Zunächst arbeitete Jean-Baptiste Say als Chefredakteur bei einer Zeitschrift, die die moralischen Prinzipien propagierte und verdiente außerdem sein Geld als Kaufmann. 1799 wurde er in das so genannte Tribunat berufen, dass die Gesetzgebung zu beaufsichtigen und über die Einhaltung der Verfassung zu achten hatte.
Einen großen Erfolg als Wirtschaftstheoretiker erzielte Jean-Baptiste Say mit seinem Buch „Traité d`économie politique“, das 1803 veröffentlicht wurde. Er erklärte in dieser Abhandlung in verständlichen Worten, wie Reichtum entsteht, wie er verteilt wird und wie er verbraucht wird. Berühmt wurde er vor allem durch seine „Theorie der Absatzwege“ und dem darin formulierten „Sayschen Theorem“.
Die Saysche Theorie scheitert an der Realität
Jean-Baptiste Say stellte die These auf, dass man Produkte mit Produkten kauft, wobei das zum Kauf dienende Geld selbst erst mit irgendeinem Produkt eingetauscht werden muss. Laut Jean-Baptiste Say kann es in einer Volkswirtschaft, wenn das Geld nur eine Tauschfunktion hat, kein allgemeines Überangebot und damit auch keine länger dauernde Arbeitslosigkeit geben. Denn jede Produktion schafft sich ihren Absatz. Er folgerte, dass nur möglichst viel produziert werden muss, damit sich die Absatzwege von selbst öffnen. Eine partielle Überproduktion ist zwar möglich, aber nur weil ihr an anderer Stelle eine Unterproduktion gegenübersteht.
Die Saysche Theorie scheitert aber an der Realität, in der nicht Gleichgewicht, sondern Ungleichgewicht die Regel ist, das durch ständige Veränderungen der wirtschaftlichen Größen hervorgerufen wird. Konjunkturschwankungen und Wirtschaftskrisen sind ein deutlicher Beleg dafür. Mit dem Problem, das Wachstum anzukurbeln und auf einem bestimmten Niveau zu halten, beschäftigte sich Jean-Baptiste Say nicht. Auch vernachlässigte er die Tendenz zur Hortung. Kein Mensch will sein Geld möglichst schnell ausgeben, sondern wartet, bis sich eine günstige Gelegenheit dafür ergibt.
Jean-Baptiste Say setzte sich für den freien Handel ein
In Frankreich hatte es die Nationalökonomie besonders schwer sich als eigenständige Wissenschaft zu etablieren. Erst ab 1815 hielt Jean-Baptiste Say einige Vorlesungen, die die ersten volkswirtschaftlichen Kurse in Frankreich überhaupt waren und bekämpfte darin, Verbote, Vorschriften und Kontingentierungen, die die Wirtschaft behinderten. Vor allem lehnte er die in Europa errichteten Zollgrenzen ab, die Eisen, Wolle und Vieh mit Abgaben besteuerten.
Er forderte stattdessen den freien Handel und den Ausbau der öffentlichen Verkehrswege. Erst 1830 wurde der erste Lehrstuhl für politische Ökonomie am Collège de France eingerichtet. Jean-Paptiste Say konnte die ihm angebotene Stelle nicht mehr antreten, da er schon zu krank war. Er starb am 15. November 1832.
Von Hans Klumbies